Thesenpapier vom 22./23. Oktober 2001
Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Gespräch der Mitgliedskirchen der ACK - Region Südwest
Es besteht Übereinstimmung darin, dass Mission zum innersten Wesen der Kirche gehört. Mission hat ihren Ausgangspunkt in Gottes Liebe, wie sie einzigartig in der Sendung von Jesus Christus in unsere Welt zum Ausdruck kommt. Für die Ausrichtung des missionarischen Zeugnisses als Teilhabe an der Missio des dreieinigen Gottes ist die Kirche auf allen Ebenen verantwortlich. Damit ist nicht eine zusätzliche Aktivität gemeint. Kirche als Gemeinschaft und ihre Sendung / ihr Apostolat sind nicht voneinander zu trennen.
Das missionarische Zeugnis der Kirche ist ganzheitlich. Es umfasst also die Verkündigung des Wortes Gottes, die Feier des Gottesdienstes und der Gemeinschaft, die Sakramente, die Seelsorge, die Bildungsarbeit, das diakonische Handeln und die prophetische Ansage.
Keine Kirche kann für sich beanspruchen, den vielseitigen missionarischen Herausforderungen in einer von Pluralität an Kulturen, Lebensstilen, Daseinserfahrungen geprägten Welt allein entsprechen zu können. Der Komplexität der gegebenen Kontexte können die Kirchen mit ihrem Zeugnis nur dann angemessen begegnen, wenn die vorhandene Vielfalt der Begabungen, Einsichten und Erfahrungen in den Kirchen lokal, regional und weltweit im Austausch und gegenseitigen Ermutigen, im Lernen voneinander und im gemeinsamen Handeln zum Zuge kommen. Dies bedeutet aber auch, dass es für das missionarische Zeugnis einer Vielzahl von »Strategien« und Instrumenten bedarf, wie schon der biblische Befund zeigt.
Zu den Voraussetzungen für ein glaubwürdiges Zeugnis gehören:
a) Die Orientierung an den wirklichen Fragen, Bedürfnissen und Nöten der Menschen;
b) Eine Haltung, die sich an der entäußernden und dienenden Liebe Gottes in Jesus Christus (Phil. 2) ausrichtet. Besserwisserei und Überheblichkeit haben da keinen Platz.
c) Das verkündigte Wort von Gottes rechtfertigendem Handeln findet im Tun seine Entsprechung. Darum ist Kirche dem Dienst der Versöhnung, dem Eintreten für Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung verpflichtet. Sie wendet sich insbesondere denjenigen zu, die sich nach Befreiung aus ihrer Verlorenheit sehnen.
Ein ganzheitliches missionarisches Zeugnis wird sich nicht damit begnügen, Wunden zu verbinden, sondern wird die Ursachen für z.B. Verlorenheit, Unmündigkeit und Armut aufdecken und auf deren Überwindung hinarbeiten.
Das missionarische Zeugnis wird jegliche, auch die subtilste Form von Zwang und Gewalt vermeiden. Jesus hat Menschen Heil zugesprochen, sie von unheilvollen Zwängen frei gemacht, sie zur Nachfolge auf dem Weg des Lebens eingeladen. Die Mittel können keinem anderen Zweck dienen als dem: »Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst Euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen.« (Gal. 5,1). Umkehr lässt sich nicht machen, sondern geschieht als Wirken Gottes durch seinen Geist.
Ziel des missionarischen Engagements kann nicht primär sein, Mitglieder für die je eigene Kirche zu werben und zu gewinnen, sondern Zugang zu der in der biblischen Botschaft begründeten Quelle des Lebens zu schaffen.
Kirche in Mission muss zu ständigen Grenzüberschreitungen fähig sein, um Suchende wahrzunehmen, ihnen nachzugehen und Räume und Beheimatung zu eröffnen. Dabei wird Kirche im Vollzug ihrer Grenzüberschreitungen nicht bleiben wie sie ist, sondern sich verändern. (1. Kor. 9, 19-23)
Den ökumenisch-missionarischen Auftrag nehmen wir im Geist des gegenseitigen Respekts und des Gesprächs wahr. Dies gilt auch für die sensiblen Fragen von Kirchenzugehörigkeit und parochialen Grenzen.
ACK - Südwest,
Delegiertenversammlung am 22./23. Oktober 2001